Konkrete Umsetzung im Rahmen eines Projektes für Väter und Söhne
Betrachtet man die Herkunftsfamilien von männlichen Jugendlichen mit Verhaltensauffälligkeiten, so findet man überzufällig häufig problematische Vater-Sohn-Beziehungen. So zitiert Marie-Luise Conen („Wo keine Hoffnung ist, muss man sie erfinden“, 2004) eine empirische Studie, nach der die Abwesenheit des Vaters in der Kindheit bei Jungen mit negativen Folgen verknüpft war, während dies bei Mädchen weniger zutraf. Weiter schreibt sie: „Bei nicht-resilienten Jugendlichen scheinen seltenere Kontakte zum Vater die Vulnerabilität zu erhöhen. Die Jugendlichen interpretieren die selteneren Kontakte des Vaters – sie selbst wünschen sich mehr Kontakte – als Desinteresse an ihrer Person. Dies wird als kränkend erlebt und wirkt sich problemaufrechterhaltend aus“ (S. 25). In manchen Familien sind Väter physisch und psychisch abwesend, etwa weil sich die Eltern getrennt haben, und sich die Väter aus der Erziehungsverantwortung herausgezogen haben. In anderen Familien sind die Väter zwar anwesend, sind aber kaum in der Lage, emotional warme und stabile Beziehungen zu ihren Söhnen aufzubauen, die tragfähig genug sind, die Belastung von Konflikten und Auseinandersetzungen tragen zu können.
Der Grund für die fehlende Beziehung liegt unserer Erfahrung nach meist weniger in einem Nicht-Wollen als vielmehr in einem Nicht-Können der Väter. Oft selbst mit einer distanzierten Vaterfigur aufgewachsen, fühlen sie sich unsicher und unfähig im Bereich der Gefühle und Beziehungen. Um diese Unsicherheit zu überwinden braucht es in einem ersten Schritt beim Vater ein Bewusstsein dafür, dass die Qualität seiner Beziehung zu seinem Sohn Bedeutung für dessen Selbstwert und Entwicklung hat. Dieser erste Schritt ist gut im Rahmen von familientherapeutischen Sitzungen zu erarbeiten. Bei manchen Vätern reicht dies auch durchaus, um einen Prozess in Gang zu setzten, in dessen Verlauf die Väter sich selbständig auf den Weg machen, die Beziehung zu ihren Söhnen zu intensivieren.
Andere Väter erkennen zwar die Notwendigkeit (und oft auch den verborgenen Wunsch) ihr Verhältnis zu ihren Söhnen zu verändern, sind aber wegen eigener psychischer Verletzungen, wegen fehlender Rollenmodelle oder aus anderen innerpsychischen Gründen, nicht in der Lage, sich eigenständig auf den Weg zu machen. Diese Väter brauchen konkrete positive Erfahrungen im Umgang mit ihren Söhnen, und um diese Erfahrungen machen zu können, brauchen sie einen sicheren Rahmen und konkrete Anleitung.
An diese Väter richtet sich unser Angebot.
Methodische Überlegungen
Elemente auf der Handlungsebene:
• Zentral: Floßbau und Befahrung der Isar
• Leben im Zeltlager
• Lagerfeuer
Elemente auf der Beziehungsebene
• Pflegekinderspiel
• Mehrgenerationenperspektive
• Narrative Elemente
• Reflexionsgespräche (als festes Element und nach Bedarf)
• Kooperationsübungen
Teilnahmevoraussetzungen
Das Angebot richtet sich an alle Familien, die im Kapitel ‚Grundgedanken zur Idee‘ beschrieben wurden; zusätzlich ist nur eine kleine Portion Abenteuerlust und Freude an Aktionen in der Natur (Zelten) nötig.